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Im weiteren Sinne der indischen Sprache:
Devi = Göttin, Deva = Gott,
Shiva = das männliche in all seinen Formen,
Shakti = das weibliche in all seinen Formen.
Der Mann.
Ich entstand als das Innerste meines Vaters sich entschied, in das Innerste meiner Mutter einzudringen, gleichsam in jenem Moment, als das Innerste meiner Mutter sich entschied, das Innerste meines Vaters in sich aufzunehmen. So wie es auch im Aussen, zwischen den Körpern geschieht. So wie es auch immerwährend im Grossen, im Universum geschieht. Das Spiel der Kräfte des durchdringen und aufnehmen, geben und nehmen, trennen und vereinigen. Und so wuchs ich im Körper der Weiblichkeit heran, bis zum Tag meiner Geburt in diese Welt. Tief verbunden mit der Weiblichkeit, von dessen Körper genährt und beschützt, erklang mit dem fortschreiten der Zeit der Ruf des Mannes immer lauter in mir. Die Aufforderung, die Welt Shaktis zu verlassen und mich auf zu machen in die Welt Shivas. Aus Shakti heraus zu Shiva hin.
Mann Kraft Spüren - in der Stille - in der Wildheit - im Tanz.
Die Reise beginnt. Im friedlichen Sein - und im wahren Kampf mit Männern und mir selbst, mit den Stürmen in den Bergen und Ozeanen, der Wildheit des Lebens und der Stille des Nichts. Nicht um zu siegen, sondern mich selbst kennen zu lernen. Nicht um zu erobern, sondern mein Herz und das Herz des Lebens endlich zu spüren. Zu erleben, mit welcher Schönheit und Liebe die Natur mich fordert und formt. Im Sturmherz das zweite Mal geboren und im Herzen der Natur geschmiedet. Und so erst erkenne ich den Fels in der tobenden Brandung. Das Lachen im Orkan. Die Kraft der Wut, die Klarheit gebärt. Die Wucht des Kriegers in mir. Die feine Intuition des Jägers, die tiefe Naturverbundenheit des Sammlers, die helle Vision des Weltenbauers.
Wie kann Mann bereit sein für die Liebe, wenn er nicht bereit ist zu leben. Deshalb blickt der Mann zu den Sternen empor, ersteigt die Gipfel der Berge, schreitet durch die Wüsten und segelt die Ozeane ans Ende der Welt, um zu lernen was Leben ist. Er fürchtet den Blick in die dunklen Abgründe seiner Seele und tut es trotzdem. Er wird schlussendlich lernen, dass seine dunklen Seiten nur dann wirken, wenn er sie im Dunkeln lässt. Gibt er ihnen Raum, wird er dadurch ganz, weil er nichts von sich versteckt. Er lernt alle seine Seiten kennen. Lässt er eine dieser Seiten aus, kann er sich nicht in seiner Ganzheit erkennen.
Und wenn er all diese Kräfte der Welt in sich aufgenommen hat, dann gestaltet er seine Sexualität in sein Leben, so wie er sich selbst im Einklang mit der Natur geformt hat. Im Aussen bewegt und im Innen still. Und im Aussen still und im Inneren präsent und hellwach. Er kennt das vibrieren im Körper des Hengstes, weil er mit ihm über die Steppen flog. Er kennt die Freiheit des Herzens, weil er mit dem Adler in den blauen Himmeln segelte, die Verbundenheit, die er vom Tiger in der Stille der Kraft lernte, dem tiefen Wissen der Wölfe, als sie zusammen in glitzerkalten Nächten heulend mit den Sternen sprachen. So ist seine Sexualität die Wildheit des Sturmes, welche der Wildheit der Frau ebenbürtig ist. Die Kraft der Stille, welche es wagt in die Tiefe Shaktis einzutauchen. Seine Sexualität fürchtet sich nicht mehr vor der weiblichen Urkraft der Devi. Er ist in seiner Energie und Kraft erfüllt.
Shiva wird auf seinem Weg Erfolge und Niederlagen erleben. In den Erfolgen wird er seine wahre Demut finden. Genau darin entwickelt er seine Kraft weiter, bis das Lächeln der Freude nicht mehr aus seinen Augen weicht. In den Niederlagen wird er innehalten und sich erinnern. Erinnern an die Weisheit der Wölfe und Tiger, der Grösse der Stürme und der Kraft des Lebens. Er wird sich an seine Ahnen erinnern und dem was er lernte: Alles ist vergänglich. Er wird aufstehen und weitergehen, weil nichts ihn von seinem Weg und seiner Liebe abbringen kann. Und er ist für seine Niederlagen und Fehler dankbar. So ist sein Weg.
Und wie Odin, der Schamanengott, wendet er sich nach dem erreichen allen Wissens schlussendlich am Weltenbaum wieder Mutter Erde und Shakti zu. Um in ihrem Lächeln, ihren Augen, ihrem Herzen und in ihrem Schoss den Kreis zu seinen Wurzeln zu schliessen. Und somit die Liebe in sich selbst. Denn er ist Träger des Samen des Lebens. Hüter des göttlichen Funkens, der die Entstehung des Lebens initiiert. Jetzt hört er den Ruf Shaktis, nachdem er Shiva geworden ist und er folgt ihrem Ruf. Denn er ist es, Shiva, der seinen Samen, sein Geheimnis des Lebens, in den Körper von Shakti legt. In Demut. In Liebe. Im Wissen und Fühlen dessen, was er Shakti schenkt. Und im Wissen darum, was Shakti der Welt zurückschenkt.
Shiva ist die Kraft, welche die Liebe nährt. Shakti ist die Liebe, welche die Kraft nährt. Nur Liebe vermag sich der Kraft des Mannes zu stellen und nicht untergehen. Nur klare Kraft vermag die Liebe Shaktis anzunehmen und zu leben. Das Wesen der Frau kennt in ihrem Innersten das Geheimnis der Entstehung des Lebens. Das Wesen des Mannes kennt in seinem Innersten das Geheimnis des Vergehens des Lebens, dem Tod. Und so fürchtet Shakti das Leben nicht. Und Shiva fürchtet den Tod nicht. So verschieden wir sind, so tief können wir voneinander lernen. Denn nur im Tod finden wir das Leben. Und nur im Leben finden wir den Tod. Das ist der Weg der Sexualität.
So baut und gestaltet er sodann Häuser und sichere Orte, damit die Göttin während ihrer neun Monate in Wärme und Geborgenheit das Leben in sich, als die Schöpferin die sie ist, entstehen lässt.
Und er wacht mit dem männlichen Atem, der den Stürmen trotzt. Dem Herzen, aus der Wildheit des Lebens geboren, dem Mut, klare Kraft zu sein. Jener Kraft im Mann, die auch sein Leben in die Waagschale des Schicksals wirft um Shakti und die Welt zu beschützen. Es wird ihr nichts geschehen. Nicht auf seiner Wache.
Zu lange wurden die männlichen Fähigkeiten in Uniformen gepackt und zu Brüdern in Waffen gemacht, um andere Brüder in Waffen zu bekämpfen und töten. Zu lange wurden die hellen Kräfte des Mannes missbraucht, um fremde Ideen und Glauben auch anderen aufzuzwingen. Zu viele gute und wahre Männer starben auf Schlachtfeldern und in zerbombten Strassen, weil ihre im Herzen so grosse Loyalität ausgenutzt wurde. Immer mehr Männer gehen diesen Weg nicht mehr. Denn:
Shiva hat nur einen Weg. Seinen eigenen. Und diesen hat er sich selbst und dem Leben gewidmet. Darin ist er unbeirrt.
In meiner vollendeten Form bin ich Beschützer. Hüter des Alten und Gestalter des Neuen. Ich bin Träger und Hüter des Funken des Lebens. Ich bin Shiva der Welt.
Ich widersetze mich. Ich bin Demut. Ich streite. Ich vergebe. Ich bin Krieger. Ich bin Herz. Ich bin Sturmgeboren. Ich bin die tiefe Kraft der Ruhe in den Augen des Tigers. Ich bin die Stille der Sterne. Ich bin Deva. Ich bin mein Weg.
Ich beuge mich nur den Schwächeren.
Ich bin Mann.
Und das ist gut.
© Roger Spiess
In the broader sense of the Indian language:
Devi = goddess, Deva = god,
Shiva = the male in all its forms,
Shakti = the feminine in all its forms.
Man
I came into being when my father's innermost heart chose to penetrate my mother's innermost, the moment my mother's innermost heart decided to absorb my father's innermost heart. Just as it happens outside, between the bodies. Just as it always happens in the big greatness of universe. The play of the forces of penetrating and absorbing, giving and taking, separating and uniting. And so I grew up in the body of femininity until the day I was born into this world. Deeply connected with femininity and my mother, nourished and protected by her body, as time went on, the man's call sounded louder and louder in me. The invitation to leave the world of Shakti and to open myself to the world of Shiva. Out of Shakti in to Shiva.
Man Feeling Strength - in silence - in wildness - in dance.
The journey starts. In being calm and peaceful - and in true combat with men and myself, with the storms in the mountains and oceans, the wildness of life and the silence of nothing. Not to win, but to get to know myself. Not to conquer, but to finally feel my heart and the heart of life. To experience the beauty and love with which nature challenges and shapes me. Born the second time in a stormsoul and forged in the heart of nature. And that's how I recognize the rock in the raging surf. The laugh in the hurricane. The power of anger, that gives clarity birth. The force of the warrior in me, the hunter's fine intuition, the collector's deep attachment to nature, the bright vision of the world builder.
How can a man be ready for love when he is not ready for life? So the man looks up to the stars, climbs the mountain tops, walks through the deserts and sails the oceans to the end of the world to learn what life is. He is afraid to look into the dark abysses of his soul and does so anyway. Ultimately, he will learn that his dark sides only work if he leaves them in the dark. If he gives them space, he becomes whole because he does not hide anything from himself. He gets to know all of his sides. If he leaves out one of these sides, he cannot recognize himself in its entirety.
And when he has absorbed all these powers of the world, he shapes his sexuality in to his life, just as he has shaped himself in harmony with nature. Moved outside and still inside. And while still outside, present and wide awake inside. He knows the vibrations in the stallion's body because he flew with him over the steppes. He knows the freedom of the heart because he sailed with the eagle in the blue skies, the connection he learned from the tiger in the stillness of strength, the profound knowledge of the wolves when they talked howling to the stars in glittering cold nights. So his sexuality is the wildness of the storm, which is equal to the wildness of the sexuality of women. The power of silence, which dares to plunge into the depths of Shakti. His sexuality is no longer afraid of the female primal force of the Devi. It is full of energy and power.
Shiva will experience success and defeat on his way. He will find his true humility in the successes. It is precisely there that he develops his strength until the smile of joy no longer leaves his eyes. He will stop and remember in the defeats. Remember the wisdom of wolves and tigers, the size of the storms and the power of life. He will remember his ancestors and what he learned: everything is fleeting. He will get up and go on because nothing can keep him from his path and love. And he is grateful for his defeats and mistakes. That is his way.
And like Odin, the shaman god, he finally turns to Mother Earth and Shakti on the world tree after reaching all knowledge. To close the circle to its roots in her smile, her eyes, her heart and her lap. And thus love in itself. Because he is the bearer of the seed of life. Guardian of the divine spark that initiates the emergence of life. Now he hears Shakti's call after becoming Shiva and he follows her call. Because it is Shiva who puts his seed, his secret of life, in to the body of Shakti. With humility. In love. Knowing and feeling what he gives Shakti. And knowing what Shakti is giving back to the world: Life.
Shiva is the force that nourishes love. Shakti is love that nourishes strength. Only love can face the strength of the man and not perish. Shakti's love can only accept and live with light and clear force. The essence of women knows in its innermost the secret of the origin of life. The essence of the man knows the secret of the passing away of life, death. And so Shakti is not afraid of life. And Shiva is not afraid of death. As different as we are, we can learn from each other so deeply. Because we only find life in death. And we only find death in life. That is the way of sexuality.
He then builds and designs houses and safe places so that the goddess, during her nine months in warmth and security, can create life as the creator she is.
And he watches with the male breath that defies the storms. The heart, born of the wildness of life, the courage to be clear strength. That power in the man that also throws his life into the balance of fate to protect Shakti and the world. Nothing will happen to her. Not on his watch.
Too long, male abilities have been packaged in uniforms and turned into brothers in arms to fight and kill other brothers in arms. For too long the man's bright powers have been misused to impose foreign ideas and beliefs on others. Too many good and true men died on battlefields and in bombed-out streets because their loyalty was exploited in their hearts. More and more men are no longer going this route. Because:
Shiva has only one way. His own. And he dedicated this to himself and life. He is unwavering in that.
In my perfect form, I am a protector. Guardian of the old and designer of the new. I am the bearer and keeper of the spark of life. I am Shiva in the world.
I resist. I am humility. I argue. I forgive. I am a warrior. I am heart. I am stormborn. I am the deep force of calm in the eyes of the tiger. I am the silence of the stars. I am Deva. I am my way.
I only bow to the weaker.
I am a man.
And that's good.
© Roger Spiess
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