Was ist Liebe zwischen Menschen?
Ist es der Pfad, den sie gemeinsam beschreiten, wenn sie ihre Seelen erkunden, ihre Geheimnisse, Ängste und Hoffnungen teilen und dabei Schmerz erfahren, Trost finden oder heilen?
Ist es die Art und Weise, wie sie sich durch ihre Liebe noch tiefer miteinander verbinden und zu den Menschen werden, die sie sind? Immer wieder kehre ich so gut es mir geht zu diesen Orten der Wahrheit zurück, wo meine Seele der Seele meines Gegenübers begegnet, wo Wahrheit spricht in Schmerz und Freude, dort wo Leben und Tod sich vereinen. Bei jedem Besuch dieses Ortes, ob allein oder mit dem Menschen den ich liebe, weiß ich nicht, ob mein Sterben darin diesmal endgültig sein wird, ob die Liebe mir erneut das Herz brechen wird. Oder wird sie mich sehen, mich emporheben in neue, höhere Seelenwelten meines Seins, oder mich am Ende doch allein zurücklassen, dort, wo ich zusammengebrochen bin, weil ich betrogen, verlassen oder meine Liebe nicht erwidert wurde? Wird sie mich heilen? Oder nicht?
Ich weiß, dass die Liebe tief verletzen kann, wie schlimm die Verletzungen sein können, die sie mir in meine Seele gerissen hat. Es ist die Liebe, die mir die tiefsten und furchtbarsten Wunden zufügte, die Zweifel an allem in mir und an der Welt geweckt hat, meine Spiritualität in Sekundenschnelle zerstörte, meinen kostbaren Glauben in die Dinge in einem einzigen Augenblick völlig bedeutungslos machte und letztendlich mein ganzes Sein allein im Alleinsein zurückließ. Dass sie mich an einem Ort allein gelassen hat, den ich nicht kannte und wo ich nicht zurechtkam, in dem ich nach Liebe schrie, weil ich nicht verstand, all dies habe ich der Liebe bis heute nicht ganz verziehen. Es war schwer. Oder vielleicht hat sie mir einen Einblick in ihre dunkle Seite gegeben? Vielleicht wollte sie sich mir ganz offenbaren? Und ich habe nur mich gesehen, aber nicht sie, die Liebe?
Oder ist es die Liebe, die mit der Freiheit verbunden ist? Ich liebe grenzenlos alles und jeden, ich feiere die Freiheit, die mir ermöglicht, mich selbst in jeder Begegnung mit vielen Menschen und in jedem Moment neu zu erleben und zu erfahren. Diese Liebe erforscht weniger die Tiefe einer Welt, sondern steht vielen Welten offen. Viele Erfahrungen zu machen, ohne sie bis ins Detail zu durchdringen. Oder eine Erfahrung tiefgründig zu erforschen, aber dafür andere Erfahrungswelten auszulassen. Sich selbst zu versichern, dass man frei ist und frei bleiben wird. Und dann herauszufinden, wo genau man Freiheit haben möchte und vor allem wie. Und darin zu verstehen, wo man mit Freiheit oder Liebe wirklich umgehen kann.... und wo nicht....
Und zu erkennen, dass die Liebe mich überwältigen und verändern kann, unabhängig davon, wo und wie ich ihr begegne. Egal ob ich sie innig zu zweit oder offen zu vielt erlebe, die Kraft ihres Aufrufs zum Leben und Lieben bleibt die gleiche Herausforderung. Sie hat mich nie geschont.
Vermeide ich die Tiefe einer Beziehung? Oder bin ich glücklich, weil ich viele Welten kenne, aber keine richtig?
Oder möchte ich die eine Welt richtig und tief erfahren, und alle andern Welten sind mir weniger wichtig?
Was ich wähle, ist das eine. Was ich erhalte, das andere.
Und so sehe ich:
Nichts kann all die Wunden und Verletzungen der Liebe wieder heilen. Nichts, ausser die Liebe selbst.
Es ist die Liebe die die zugefügten Verletzungen heilen kann. Jene Liebe, die so vielen so viel Schmerz zufügte, diese gilt es zu öffnen, um mich zu heilen. Obwohl sie mich vollständig zerstören könnte, muss ich wagen, sie mich auch zu heilen.
Wenn ich nicht bereit bin, von Liebe tief verletzt zu werden, kann sie mich auch nicht heilen.
Wenn ich nicht bereit bin für die Liebe, bin ich nicht bereit für das Leben.
Wie also, werde ich mich entscheiden?
Habe ich denn überhaupt eine verdammte Wahl?
Und wenn ich mich entschieden habe, was wird dann sein?
Ich?
Du?
Wir?
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