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AutorenbildRoger Spiess

Drama des sexuellen Wesens


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Ich habe schon darauf hingewiesen, dass der Mensch vor allem ein sexuelles Wesen ist. Die Sexualität begleitet uns von dem Moment an, wo wir im Kontakt mit unserem Körper sind, und das kann schon in der Gebärmutter geschehen, ganz bestimmt jedoch schon in unseren ersten Lebensmonaten nach der Geburt. Sie begleitet uns bis ins hohe Alter, und sie mag sich in all den Jahren immer wieder verändern, aber sie verlässt uns nie wenn wir das nicht wollen.

Es ist nicht nur die Sexualität die sich dynamisch in uns entwickelt. Wir entwickeln laufend auch unsere kognitiven wie auch motorischen, taktilen, auditiven und optischen Fähigkeiten. Wir erlernen die Sprache, das gehen, den Pinzettengriff und den sozialen Umgang mit unseren Mitmenschen schon von klein auf durch Erziehung, Schule, Spiel und Aufmerksamkeit.

In allen diesen Bereichen werden wir begleitet und unterstützt, jedoch nicht in der Sexualität.


Liebe, Sexualität und Beziehung

Und dabei geschehen in der Psycho- wie der somatischen sexuellen Ebene so viele Veränderungen in und am Körper wie sonst kaum irgendwo sonst in unserer lebenslangen Entwicklung. Viele drei, vierjährige Jungs sind überwältigt vom wunderbaren Gefühl das ihnen die erste Erektion beschert, und erfüllt von Wohlbefinden und Freude über das Entdeckte segeln sie oft doch nur in die schamvollen Abwehrreaktionen der Eltern.

Im besseren Fall wird der dreijährige mit seiner stolzen Erektion zwar geduldet, aber nicht weiter mit Aufmerksamkeit beschenkt. Im schlechteren Fall kriegt der Junge die ganze Ablehnung der Erwachsenen zu seinem Gefühl zu spüren. Sein angenehmes, schönes Gefühl gerät in Konflikt mit den negativen Reaktionen der Eltern und Erwachsenen, anstatt in ihrer Körperwahrnehmung bestätigt und begleitet zu werden!

Wie viele Mädchen entdecken die wohltuenden Gefühle wenn sie mit ihrer Scheide spielen, wohl auch weil sie sich in ihrer Verschlossenheit als etwas geheimnisvolles zeigt. Die Reaktionen welche die Mädchen erleben gleichen sich mehrheitlich den Erfahrungen die auch Jungs in diesem Alter machen. Vielleicht sind die Reaktionen der Erwachsenen bei Mädchen gar noch etwas heftiger, denn Sexualität bei Mädchen ist auch heute noch mit mehr Ängsten besetzt als bei Jungs. Auf diesen Aspekt werde ich in einem späteren Blog zurück kommen.

So werden wir zu oft in unserer sexuellen Entwicklung allein gelassen, und lernen dadurch unseren Körper nur langsam und auf uns alleine gestellt kennen, wenn überhaupt.

Verwirrender wird alles dadurch, dass mein Gefühl über meinen eigenen Körper ja auch nicht stimmen kann, weil das schöne Gefühl das mein Schnäbeli oder meine Muschel mir gegeben haben, im Gegensatz zu den schamvollen und manchmal sogar angeekelten Reaktionen der Erwachsenen steht. Was stimmt nun? Das was die Erwachsenen über mich und meinen Körper sagen oder signalisieren, oder das was ich selber fühle?

Fast unnötig festzuhalten, dass die Mehrheit der Kinder die Reaktionen der Eltern und Erwachsenen übernehmen, und irgendwann die Fähigkeit ihren Körper richtig zu spüren und zu verstehen, verlieren. Darüber hinaus nimmt uns die Scham die Worte, auszudrücken was wir fühlen. Und wer von Scham blockiert ist, hat ein untrügliches Zeichen dafür, dass er oder sie tatsächlich gelernt hat, seinen Körper nicht mehr wirklich wahr zu nehmen. Denn Scham ist nicht natürlich. Scham ist anerzogen.

Unnötig zu sagen, dass es genau diese Distanz zum eigenen Körper ist, welche zu einem sehr grossen Teil sexuellen Missbrauch erst möglich macht, und das nicht nur im kleinen Kindesalter. Wir haben schlichtweg nicht gelernt, was gut für uns und unseren Körper ist. Und viele haben nicht gelernt, dass der Körper nur ihnen gehört, und niemand wissen kann, wie er sich anfühlt.

Unsere sexuelle Entwicklung geht weiter, sucht ihre Erfüllung, folgt dem Ruf der Natur, jedoch, so auf uns alleine gestellt, oder auf Quellen die nicht immer adäquat sind, werden lange Umwege oft unvermeidlich, und Jahre können vergehen, bis wir unsere wahre eigene Sexualität fühlen und spüren. Wissen werden wir Sexualität nie. Nur spüren. Denn wie Black Kettle, Chief der Southern Cheyenne sagte: Das Wissen um die Liebe bedeutet noch nicht zu lieben.

Es ist wichtig unseren Körper, unsere Sexualität, und ihre Sprachen wieder kennen zu lernen.

Erst ein Leben im Einklang mit unserem Körper lässt uns unsere Energien frei fliessen, lässt uns uns selbst erkennen, um daraus unsere volle Lebenskraft zu schöpfen.

English Version:

I have already pointed out that man is above all a sexual being. Sexuality accompanies us from the moment we are in contact with our bodies, and this can happen in the womb, but certainly in our first months after birth. It accompanies us into old age, and may change over the years, but never leaves us if we do not want that.

It is not just the sexuality that develops dynamically in us. We constantly develop our cognitive abilities as well as physical, tactile, auditive and optical abilities. We learn to speak, to walk, the tweezers' grip and the social behaviour with our fellow human beings already from childhood through education, school, play and attention. In all these areas we are accompanied and supported, but not in sexuality.

And so, in the psychological as well as the somatic sexual level, there are so many changes in and on the body as hardly anywhere else in our lifelong development. Many three, four-year-old boys are overwhelmed by the wonderful feeling that gives them the first erection, and filled with well-being and joy about what they discover, often they only sail into the shameful defense reactions of their parents.

In the better case the three-year-old with his proud erection is tolerated, but not further with attention given. In the worst case the boy can feel the whole rejection of the adults to his feeling. His pleasant, beautiful feeling is in conflict with the negative reactions of the parents and adults, instead of being confirmed and accompanied in their body perception!

How many girls discover the soothing feelings when they play with their vagina, probably also because in their closeness it shows itselve more likely mysterious. The reactions the girls experience are similar to the experiences that boys also make at this age. Perhaps the reactions of the adults at girls are even harder, because sexuality of girls is still today with more anxiety occupied than with boys. On this aspect I will come back in a later blog.

So we are left alone too often in our sexual development, and thereby learn to know our body only slowly and on our own, if at all. Adding confusion is the fact that my feeling about my own body can not be right, because the beautiful feeling my penis or my Vagina have given me, is in contrary to the shameful and sometimes even disgusted reactions of the adults. What's right now? What the adults say or signal about me and my body, or what I truly feel?

It is almost unnecessary to note that the majority of children take over the reactions of parents and adults, and eventually lose the ability to feel and understand their bodies properly. In addition, shame takes away the words to express what we feel. And who is blocked by shame has an unmistakable sign that he or she has actually learned not to listen to his body any more. For shame is not natural. Shame is instilled. Needless to say, it is precisely this distance to one's own body, which makes for a very large part sexual abuse possible, and not only in the small child age. We simply have not learned what is good for us and our bodies. And many have not learned that the body belongs only to them, and no one can know how you or your body feels.

Our sexual development goes on, it is searching its fulfillment, follows the call of nature. However, on our own, or on sources which are not always adequate, long sexual detours are often inevitable, and years may pass before we reveal our true own sexuality.

We will never know our sexuality. We feel our sexuality.

For as Black Kettle, Chief of the Southern Cheyenne said: The knowledge of love does not mean you love.

It is important to get to know our bodies, our sexuality, and their languages again. Only a life in harmony with our body allows us to let our energies flow freely, let us recognize ourselves, in order to derive our full vitality from it.


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