Oft höre ich in meinen Sessions, besonders von Frauen: "Als ich jung war lebte ich meine Sexualität sehr intensiv mit vielen wechselnden Partnern aus. Ich glaube, ich tat dies aus einem mangelndem Selbstwertgefühl heraus. Und ich glaube ich war damals wie fehlgeleitet, ich spürte dabei auch nicht viel".
Nun, es mag jene junge Menschen geben, die in der Sexualität irgendetwas kompensieren. Dabei darf man jedoch auch bedenken, dass vor allem um 20 herum die sexuellen Aktivitäten des Menschen am höchsten sind. Viel Sex mit vielen Partnern ist vielleicht nicht unbedingt auf tieferen Ebenen befriedigend, aber es ist spannend, aufregend und die Lust und Erregbarkeit sind sehr hoch.
Mit der Zeit weicht die Quantität langsam der Qualität. Das ist eine der Dynamiken der Sexualität. Sie wird ruhiger und damit meistens auch tiefer und verbundener. Zwei Dinge spielen da gleichzeitig mit: Die Sehnsucht nach inniger Zärtlichkeit und der Körper bringt schlichtweg auch die Energien nicht mehr auf wie noch mit 18.
Und nun hinterfragen viele plötzlich diese wilde sexuelle Zeit ihrer Jugend, vorallem auch weil die Vorstellung wie Frauen sein sollten in unserer Gesellschaft nach wie vor grossen Einfluss auf junge Menschen hat.
Und viel Sex gehört nun mal nicht zu einem anständigen jungen Menschen. Um sich so selbst wieder etwas von den eigenen Taten der Vergangenheit zu distanzieren, wird dieses damalige Benehmen verurteilt und mit eigenen Diagnosen eigentlich erst 'krank' gemacht. Und das ist Schade. Es entwickelt sich ein völlig unnötiges schlechtes Gewissen über etwas, das zur natürlichen Entwicklung eines Menschen gehört. Nicht, dass viel Sex mit vielen Partnern und Partnerinnen als Zeichen einer freien Sexualität gelten und das ganze Leben anhalten soll! Es wird nicht das ganze Leben anhalten, es kann gar nicht, weil die Entwicklung des Menschen und seiner Sexualität immer weiter gehen und sich sowieso verändern. So wie die aktive Sexualiät zurückfährt in ruhigere Gewässer, so nimmt die Tiefe der Empfindung zu. Und mit ihr die Herzverbundenheit. Das Leben will sich Fortpflanzen. Und sie tut das dann, wenn es am effektivsten und erfolgreichsten ist. Somit steuert sie die sexuelle Energie um 20 herum in die Höhe. Der Körper der Frau ist jetzt am besten für die Schwangerschaft gerüstet, die Spermaproduktion des Mannes auf dem Höhepunkt seines Lebens. Ich glaube, es ist auch die wichtige Zeit des sexuellen Lernens, des Ausprobierens und Erfahrungen sammeln. Dinge, die uns in späteren Zeiten helfen, die Sexualität anders und tiefer geniessen zu können.
Wir dürfen die Sexualität in all ihren Facetten geniessen und leben. Einfach, weil wir sexuelle Wesen sind. Verurteilen wir irgendetwas an unserer Sexualität, verurteilen wir unser Sein dabei mit.
Und weil ich sehr gerne von moralisch besorgten Menschen angezweifelt werde: Nein,ich spreche hier nicht von strafbaren sexuellen Handlungen. Diese gehören nach wie vor verfolgt und vor Gericht gestellt. Namaste!
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